Eine wunderschöne Sternennacht: 20. / 21. Februar 2015

Das erste Mal dieses Jahr eine klare Neumondnacht, da muss man raus und wenn es noch so kalt ist! Zuvor gab’s aber noch vom Balkon aus die Konjunktion von Mars, Venus und dem Mond zu Bestaunen:

20.02.2015 Konjunktion von Mars, Venus und Mond

Ebenfalls vom Balkon aus noch ein schneller Blick auf Jupiter mit Gilgalad und dann hieß es Auto packen. Wirklich vorbereitet war ich nicht – hatte ich die Hoffnung auf einen klaren Himmel für Februar doch eigentlich schon aufgegeben. Gegen 22:00 Uhr konnte es  dann aber losgehen. Ziel: der. Beobachtungsplatz bei Emmenhausen. Hier schon das erste Hindernis: der eigentlich gut befahrbare weil geteerte Feldweg ist schneebedeckt, schlimmer noch, die Zufahrt ist durch eine hohe Schneewehe versperrt. Als von der anderen Seite versucht, doch auch hier wurden die Wegverhältnisse dann schnell so schlecht, dass ich lieber näher am Dorf blieb als sonst – wer will schon nachts auf einem Feldweg steckenbleiben!

Auch beim Aufbauen zeigte sich der Schnee als Hinderniss: Auf dem verharschten Untergrund wollte die Basis des Dobsons einfach nicht stehen bleiben. Statt Drehung zwischen Basis und Rocker rutschte immer gleich der ganze Dobson auf dem Eis. Das nächste Hindernis: Die Stange zum Kollimieren des ES 16″ (Palantir) fand sich nicht bei den Stangen – sie stand schön warm und kuschlig in der Gartenhütte, grrr. Also mit einem Schraubendreher und diversen Bits ein Ersatztool gebastelt und dann konnte es um 22:25 Uhr endlich mit dem Beobachten losgehen!

Teleskop: 16″ ES Dobson Palantir, Okulare: Meade SWA 34mm = 52x,  TSXWA 20mm = 90x, TSXWA 9mm = 200
Temperatur: -2°C, Transparenz: mittelmäßig, Himmelshelligkeit Bortle 5

Messier 41: offener Sternhaufen (Canis Major)

M41 ist für die Vergrößerung von Palantir eigentlich schon zu locker. Hier ist umbedingt kleine Vergrößerung angesagt. Trotzdem ein schöner Anblick im 20mm Okular. M 41 ist der hellste Sternhaufen am Winterhimmel. Entdeckt und beschrieben wurde er von Giovanni Battista Hodierna und Charles Messier 1654, eventuell war er aber schon Aristoteles bekannt. Er ist 2300 Lichtjahre entfernt, hat einen Durchmesser von 25 Lichtjahren und enhält ca. 100 Sterne. Der hellste hat eine Leuchtkraft von 6,9mag, ein roter Riese.

NGC 2362 Offener Sternhaufen (Canis Major)
Um den hellen Stern Tau canis majoris tummeln sich bei 20mm dicht scheinbar gleichhelle Sterne. 9mm waen Seeingbedingt nicht verwendbar.
Der ganze Haufen umfasst ca. 60 Sterne in einer Entfernung von 5000 Lichtjahren. Endeckt wurde er wie auch M41 von Hodierna 1654 entdeckt, geriet dann aber wieder in Vergessenheit, bis Wilhelm Herschel ihn 1785 in seinen New General Catalogue aufnahm. Ein lohnendes Objekt!

Sharpley 301: diffuser Nebel (Canis Major)
Da der Himmel nicht wirklich dunkel war und meine Nebelfilter ebenfalls die Kälte scheuen und sich deshalb aus dem Okularkoffer zurück ins Teleskopregal geschlichen haben, wars nichts mit Nebeln in dieser Nacht – aber ich komme wieder!

21.02.2015 Stargazing

Messier 46: offener Sternhaufen / NGC 2438 Planetarer Nebel (Puppis)
ein schöner offener Sternhaufen ist M46, das Highlight aber ist der mitten im Haufen (also eigentlich davor 🙂 ) liegende planetare Nebel NGC 2438. Bei 90x ist er diffuser Fleck erkennbar, bei 200x sieht er aus wie eine kleine Version des Ringnebels. M46 ist 5600 Lichtjahre entfernt und enthält ca. 150 Sterne. Entdeckt wurde er 1771 von Messier. NGC 2438 ist dagegen nur 2900 Lichtjahre entfernt und wurde von Herschel am 19. März 1786 zum ersten Mal beobachtet. Lohnend!

Mit M47 hatte übrigens auch mein neues Okular, das 9mm TSXWA 100° sein Firstlight. Wie schon das 20mm ist es ein für mich wirklich gelungenes Okular, der Augenabstand passt für mich als Brillenträger sehr gut, der Einblick ist angenehm und macht Lust auf mehr. Mein altes 10mm Nagler hatte ich sicherheitshalber noch im Koffer, hatte aber nicht wirklich Lust es zu gebrauchen! 100° ist einfach eine Klasse für sich!

Messier 47: offener Sternhaufen (Puppis)
Bei 52x liegt er im selben Feld wie NGC 2423 einem benachbarten Sternhaufen. Bei 90x formatfüllend im 20mm 100° TSXWA. Der Haufen in 1600 Lichtjahren Entfernung umfasst 60 Sterne in einer ähnlichen Dichte wie die Pleiaden. Entdeckt von Hodierna 1754, wiederentdeckt von Messier 1771 (aber falsch positioniert) und daher nochmals entdeckt von Herschel 1787. Es liegen auch 2 Berichte vor, nachdem vor Herschel dessen jüngere Schwester Caroline 1783 den Sternhaufen 2 mal beobachtet hat.

NGC2423: offener Sternhaufen (Puppis) 
auch schön anzuschauen ist dieser kleine offene Haufen. 500 Mio Jahre hat er auf dem Buckel und liegt 2500 Lichtjahre entfernt. Und weiter geht’s mit den Sternahufen…

NGC 2360: offener Sternhaufen: Caroline’s Cluster (Canis Major)
Ein sehr schöner Sternhaufen in einer sternreichen Region. 3500 bis 4000 Lichtjahre entfernt und entdeckt von Caroline Herschel, der jüngeren Schwester und Assistentin des bekannten Astronomen, am 26. Februar 1783. Das Alter dieses Haufens ist beträchtlich: 1-2 Milliarden Jahre stehen auf dem Pass.

Messier 50: Offener Sternhaufen (Monoceros) 
„Auch sehr schön“ der Kommentar in meinen Unterlagen – merkt man, dass es für diese Nacht genug offene Haufen waren? Dabei hat es M50 eigentlich gar nicht verdient, so kurz abgetan zu werden, er ist nämlich wirklich ein schöner Haufen. Ca. 200 Sterne tummeln sich in ca. 3200 Lichtjahren Entfernung. Offiziell entdeckt am 5. April 1772 von Messier, wurde der Sternhaufen wahrscheinlich schon vor 1711 von Giovanni Domenico Cassini, dem Entdecker der Cassini-Teilung der Saturnringe.

21.02.2015 Sternfeld Nord Emmenhausen

So, Schluss jetzt mit den Sternhaufen.  Trotz des schlechten Himmels sind jetzt noch ein paar Galaxien dran! Los geht’s mit…

Messier 98: Galaxie in Kantenlage (Coma Berenice)
Die Schwierigkeit mit den jetzt folgenden Galaxien ist, sie korrekt zu identifizieren, hat man doch hier mitten im Virgohaufen eine Galaxie neben der anderen! Bei 20mm war sie gut auffindbar, bei 10mm als diffuse Zigarre sichtbar. Sie war von den folgenden Galaxien am leichtesten zu finden. Sie findet sich im Virgo-Haufen 60 Mio Lichtjahre entfernt. Entdeckt wurde sie am 15. März 1781 von Pierre Mechain.

Messier 99: Spiralgalaxie (Coma Berenice)
Aufgrund des Himmels zeigte M99 leider keine Spiralstruktur, sie blieb ein diffus flächiges Objekt. Wenn die Spiralstruktur sichtbar ist, zeigt sich, dass der Kern leicht in Richtung M98 verschoben ist, wohl durch gravitative Einflüsse zwischen den beiden Galaxien. Sie ist auch praktisch gleich weit von uns entfernt und wurde am selben Tag zum ersten Mal beobachtet wie M98.

Messier 100: Spiralgalaxie (Coma Berenice)
Eine diffuse Galaxie mit einem deutlich helleren Zentrum, leider wohl auch hier himmelsbedingt, keine Spiralstruktur sichtbar. Bei 90x finden sich 2 weitere Galaxien im Gesichtsfeld: NGC 4322 und NGC 4328. Da ich nur eine davon sehen konnte, sollte es die minimal heller NGC 4328 gewesen sein.
M 100 wurde wie auch M98 und M99 von Pierre Mechain 1781 entdeckt und ist die hellste Spiral des Virgo-Haufens. Ihre Spiralstruktur war auch eine der ersten, die beobachtet wurden, nämlich von Lord Rosse in 1850. Der muss einen deutlich besseren Himmel gehabt haben, der gute Mann!

Messier 85 und NGC 4394: Galaxienpaar (Coma Berenice)
Ein schönes Pärchen ergeben diese beiden Galaxien. M85, die nördlichste Galaxie des Virgohaufens, eine linsenförmige Galaxie entdeckt von Mechain 4. März 1781. NGC 4394, eine Balkenspirale, liegt 8 Bogenminuten entfernt. Da beide die gleiche Radialgeschwindigkeit aufweisen, sind sie wahrscheinlich durch die Gravitation gebunden, also ein echtes Paar im Virgohaufen.

NGC 4293: Balkenspirale  (Coma Berenice)
In der Nähe von drei hellen Sternen findet sich diese schöne Galaxie, leider auch ohne Struktur im Okular. 40 Millionen Lichtjahre ist sie entfernt, ihr Durchmesser beträgt 70 000 Lichtjahre. Die erste Beobachtung gelang Herschel am 14. März 1784.

Messier 58/59: hier bin ich mir nicht sicher welche welche ist und ob ich überhaupt am richtigen Fleck gesucht habe. So langsam kroch die Kälte in die Glieder, inzwischen hatte es -6° C, und die vermaledeiten Taschenöfen wollten einfach nicht brennen. Also wurden diese beiden Galaxien auf eine andere Nacht verschoben. Aber mit einem Mißerfolg beende ich keine Nacht, also musste noch ein Objekt her:

NGC 2683: Ufo-Galaxie (Lynx)
Das Abschlussobjekt der Nacht und nochmal ein Highlight: hell strahlt diese Egde-on Spirale im Okular, bei 200x meint man sogar einzelne schwache Strukturen zu erkennen. Sie ähnelt in der Struktur unserer Milchstraße, aber von der Seite gesehen, so dass sich im Okulare nur die zentrale Ausbauchen (Bulge) und die dünne Staubscheibe zeigt. Sie ist 16 Mio Lichtjahre entfernt und wurde am 5. Februar 1788 von Herschel entdeckt.

Damit reicht’s für heute, die Füße und Hände frieren langsam ein. Es war eine tolle Nacht, trotz des nicht perfekten Himmels – und für mich eine Nacht der neuen Objekte: Nicht eines der beschriebenen Objekte habe ich bisher beobachtet. Von Galaxien habe ich mich bisher sowieso meistens ferngehalten, bei unserem Himmel mit 8″ macht es keinen Spaß nach den kleinen Fuzzies zu suchen. Mit 16″ eröffnet sich da eine ganz neue Sternenwelt für mich! :-)!

21.02.2015 Startrails

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