Sonnenfinsternis 2015 – ein besonderer Astrotag

… und es begab sich am 20. des Lenzing im Jahre des Herrn 2015, dass sich der Mond ganz plötzlich entschied, er könne mal bei der Sonne vorbeischauen…. 🙂

Im Gegensatz zu so manchen Kultusministerialen, Schuldirektoren und Stromkonzernen wussten natürlich nicht nur wir Hobbyastronomen, dass eine Sonnenfinsternis ins Hause steht. Also liefen schon wochenlange Vorbereitungen. Und auch wenn das Kultusministerium und so manche Lehrer die abgedunkelte Strahlung der Sonne für so gefährlich hielten, dass sie ganze Schulen abdunkelten und abriegelten wie seit Kriegszeiten nicht mehr, habe ich und viele unerschrockene Landsberger uns doch hinausgewagt und unter lebensgefährlichen Bedingungen dieses Naturschauspiel zu verfolgen…

Waren auch die Wetterprognosen noch unsicher – da wurde von so fürchterlichen Dingen wie wolkig mit sonnigen Abschnitten oder gar Schauerrisiko gesprochen – so zeigte sich doch, je näher der Termin rückte, das Wetter von seiner besten Seite….

Am Vorabend der Sofi

So stieg mit der Wahrscheinlichkeit von schönen Wetter auch der Absatz der der Sonnenfinsternisbrillen so rasant an, dass schon praktisch am Wochenanfang kaum mehr eine solche Augenschutzeinrichtung aufzutreiben war. Nach den Hilferufen auf Facebook habe ich kurzentschlossen noch einen Bogen Baader-Folie besorgt um Brillen zu bauen…

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Es folgten zwei Tage und Nächte Brillenkleberei (an die Firmen Baader und APM, die Astrohändler und Optiker: 2021 bitte mehr Brillen, dann kann ich und meine Freundin besser schlafen 🙂 ) und während Nathie noch fleißig am Kleben war, habe ich nach Mitternacht die gefühlte halbe Tonne Equipment verladen, damit es am Morgen pünktlich losgehen kann. (Wer schon mal weiß, wie Tetris geht, hat eine Ahnung von der Verladeaktion:-). Gegen halb 2 war dann endlich alles gepackt, fast allen Brillen ausgeliefert (die, die ihr am Flößerplatz gekauft habt, wurden von fleißigen Händen noch schnell in der Früh um 4 geklebt – da habe ich schon geschlafen – danke Nathie!
Der Morgen präsentierte sich dann noch etwas dunstig – aber wenn die Sonne sichtbar ist, dann wird alles gut! Der Aktion Sonnenfinsternis 2015 stand also nichts mehr im Weg 🙂

Noch etwas im Dunst: kurz vor dem Aufbruch

Die Stadt präsentierte sich schon bei der Anfahrt im schönsten Sonnenschein – es versprach ein perfekter Sofi-Tag zu werden…

Stadtansicht

Kaum angekommen, traf auch schon die Unterstützung vom Astroshop ein und es wurde gleich fleißig aufgebaut. Die ersten Besucher waren auch schon da, natürlich perfekt ausgerüstet:

Der erste Beobachter

letzte Einstellungen

Damit konnte es auch schon losgehen: An die Okulare, fertig, los!

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Und dann kam sie zum Einsatz, Landsbergs definitiv größte Sofi-Brille – eigentlich ja für Palantir, meinen 16″ Dobson gedacht, hat ein kecker Besucher diesen Filter einfach umfunktioniert und recht hatte er! Dies Riesenbrille war nicht nur fürs Durchschauen gut, sondern auch fürs Durchfotografieren!

Riesenbrille im Einsatz

Damit näherten wir uns auch schon mit Riesenschritten dem Höhepunkt der Finsternis. Das Sonnenlicht hat merklich an Kraft verloren und es wird kühler. Das Feeling einer Sonnenfinsternis kann man kaum beschreiben, es ist schon irgendwie gespenstisch. Man muss es erlebt haben – Bilder können das nur teilweise transportieren, aber sie halten das Ereignis fest. Hier die schönsten Treffer vom Flößerplatz: Zuerst mal durch den 150/750 Refraktor Menelwagor mit Namen…

dann mit der Digitalkamera durch einen 120 ED Reflektor vom Astroshop (Foto Anja Jakob)

Fokalaufnahme durchs Teleskop

und durch die originale, SGO-Manufactur-Sofi-Brille (wer weiß wie teuer die 2021 werden, also gut aufheben!!) (Foto: Aileen Ahlert und Hanna Gerum)

SGO-Sofi-Brillen sind Unikate!

Durch die Brille

Geht man näher ran, erkennt man sogar die Berge am Rand des Mondes…

So verging die Zeit wie in Fluge mit all dem Erklären, Beobachten, Photographieren, und verlorene Sonnen suchen, und schon näherte sich die Finsternis ihrem Ende:

Hier als eingefrorener Zeitraffer nochmal die ganze Finsternis

und das kommt raus, wenn man die drei Hauptstadien der Finsternis zusammenwürfelt, das ist doch fast schon Kunst, oder?

Für Technikfreaks und Astronomen unter den Lesern sollten wir hier noch kurz die Geräte vorstellen, durch und mit denen beobachtet wurde:

  1. 120/1000 ED Refraktor: Ein Linsenteleskop mit 120mm Öffnung und 1000mm Brennweite. Als Filter dient hier eine gefasste Filterfolie von Baader, wie sie auch in vielen Sofi-Brillen verbaut ist. Aufgestellt und betreut vom Astroshop.
  2. ED 66/400 ED Refraktor: Auch ein Linsenteleskop, ausgestattet mit einem Quark-Halpha-Filter. H-Alpha-Filter lassen nur Licht durch, das von angeregten Wasserstoff-Atomen erzeugt wird (tief im roten, sichtbaren Bereich). Nur in H-Alpha-Teleskopen sieht man die Chromosphäre der Sonne und die Protuberanzen.
  3. Celestron CPC 200/2000 Schmidt-Cassegrain: Schmidt-Cassegrain sind Spiegelteleskope mit sehr kompakter Bauweise und gutem Einblick von hinten. Sie besitzen zusätzlich zu den beiden Spiegeln eine Art Korrekturlinse vorne im Teleskop, um Bauart bedingte optische Fehler auszugleichen. Auch dieses Teleskop wurde vom Astroshop zur Verfügung gestellt und trägt einen Baader-Folien-Filter.
  4. Meade 200/2000 Schmidt-Cassegrain „Gilgalad“: Gleiche Bauart wie Nr. 3, nur ein bisschen älter. Es ist mein erstes Teleskop und hat daher einen Sonderplatz in meiner Sternwarte: es wird sicher nie verkauft werden! Sonnenfilter hier ist ein stahlbedampfter Glasfilter, der im Gegensatz zu den Baader-Folien ein schönes gelbes Sonnenbild macht
  5. Celestron 150/750 Newton „Menelwagor“: Die Spiegelteleskope nach Newton sind die einfachsten Teleskope Ihrer Gattung und in dieser Größe ein typisches Einsteigerteleskop. Ausgestattet mit Baader-Folie in einem Eigenbau – Holz-Rahmen
  6. Skywatcher 120/1000 Refraktor mit PST „SGO Solarscope“: Diese Linsenteleskop ähnelt der Nummer 1 in seiner Bauart, nur mit einer einfacheren Linsenkonstruktion. Es wurde von mir umgebaut und ist so wie Nr. 2 H-alpha-fähig. Als Filter trägt es vorne einen ERF-Filter, der die Wärme fernhält und hinten den eigentlichen H-Alpha-Filter.
  7. 80/560 ED Refraktor „Arien“: auch ein Linsenfernrohr, diesmal aber mit einem ganz anderen Filter, dem sog. Herschelkeil: Das Prisma des Herschelkeils lenkt 4% des Lichts Richtung Auge, der Rest wird in einer Lichtfalle in Wärme umgewandelt. Auffällig ist hier das grüne Sonnenbild, das durch den Kontrast steigernden Solar Continnuum-Filter verursacht wird.

Es war ein toller Tag, anstrengend gewiss, aber auch sehr interessant, ich habe viele nette Leute kennengelernt, die sich für das Himmelsschaupiel begeistert haben und ich hoffe, der eine oder andere ist vielleicht genauso dem Astrovirus verfallen, wie ich selber es bin.  Es freut mich, dass so viele Landsberger und Auswärtige erschienen sind, so wurden alle Mühen der Vorbereitung mehr als belohnt.
Mein besonderer Dank gilt dem Team vom Astroshop (Nimax GmbH), das mich tat- und teleskopkräftig unterstützt hat (auch in Sachen Autoparkdienst und Einräumhilfe 🙂 ), außerdem Heike Trapp, die ohne Zögern sofort ihr geliebtes Tablet als Internetknoten zur Verfügung gestellt hat und als meine Event-Fotografin das Treiben auf dem Flößerplatz festgehalten hat; dem Cafe Lavazza für Strom und Internet und Nathalie Grosser, ohne die die rechtzeitige Auslieferung der Sofi-Brillen unmöglich gewesen wäre. Nicht zu vergessen meine beiden ehrenamtlichen Teleskopoperatoren, die mir viel Arbeit in der „heißen“ Phase der Finsternis abgenommen haben (auch wenn ihnen die Sonne ab und an mal entwischt ist 🙂 ) und last but not least die Volkshochschule Landsberg als Mitveranstalter der Sofi-Beobachtung

Wenn Ihnen dieser Vormittag genauso viel Spaß gemacht hat, wie mir, dann schauen Sie doch auch im nächsten Jahr zum Astrotag wieder am Flößerplatz vorbei. Eine Sonnenfinsternis kann ich Ihnen dann natürlich nicht bieten, dafür haben wir dann Zeit, in Ruhe die Sonne und Ihre Phänomene wie Flecken, Protuberanzen, Flares und Fackeln zu studieren. Wenn Sie jetzt aber tatsächlich vom Astrovirus infiziert wurden, dann wäre sicher mein Einsteigerkurs bei der VHS Landsberg für Sie geeignet – 6 Abende geht es quer durch die Astronomie – 2 mal auch praktisch unter dem Sternenhimmel!

In diesem Sinne bis bald und möge immer Sternenlicht Euren Weg erleuchten!

 

 

 

 

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