30.04.2016: Galaxien und der Kampf mit der Astrofotografie

Lang mussten wir warten, dass hier im süddeutschen Raum endlich der Himmel klar genug ist fürs Sternegucken! Heute schien es endlich was zu werden. Also alles Geraffel ins Auto und ab nach Emmenhausen! Perfekt waren die Verhältnisse allerdings nicht: Hohe Zirren bedeckten den ganzen Himmel und am Horizont erhöhten Wolken den Anteil der Lichtverschmutzung. Trotzdem wollte ich endlich das Fotografieren mit der AZ-EQ5 und dem MGen-Autoguider ausprobieren und neben her ein wenig Galaxien jagen…

Der Aufbau dauerte doch etwas – wirklich geübt bin ich halt noch nicht und es gab ja nur einen Probelauf im Januar ohne Fotos. Die Polausrichtung ohne Polsucher funktionierte nach einen 3-Sterne-Alignment super (wenn auch ohne Fadenkreuzokular mehr Pi x Daumen als wirklich präzise 🙂 ). Immerhin gingen mit dem ED80/560 ca. 30 Sekunden ohne Guiding – ist für den Anfang ja nicht schlecht.

Dann folgte die 2. Premiere der Nacht: Die Bahtinov-Maske zum Scharfstellen: Das ist schon ein tolles Ding: So schnell und sicher den Fokus zu treffen! Kann ich jedem nur empfehlen! Und mit der Anbindung der Eos 600d an das Tablet wird das ganze zum Kinderspiel (hier an Bootes im Bärenhüter)

16-04-30-emh-triplett-einstellung-1447

Dann kam der MGen und die 3. Premiere des Abends. Eingestöpselt und angeschaltet, Stern gesucht, scharfgestellt, das alles klappte ohne große Probleme. Dann auf „Start Guiding“ geklickt und es sollte losgehen….

16-04-30-emh-triplett-einstellung-1455

Nun gut, da ist irgend ein Nebel zu erkennen – aber was ist mit den Sternen los? 30 Sekunden ohne Guiding klappen perfekt, 30 Sekunden mit erzeugen diese formschönen Kringel  👿
Der Mgen jagt wohl dem Seeing hinterher – also Aggressivität auf 50% und siehe da, es wird…

16-04-30-emh-triplett-einstellung-1456

Naja… Doch lieber ohne Guiding aufnehmen? Also nochmal den Mgen von vorne initialisiert und alle Menüs durchgestöbert und siehe da, da ist ja noch eine Aggressivitätseinstellung! Diese also auch auf 50% und siehe da, jetzt gehen 2 Minuten ohne Probleme – mehr habe ich mich wegen der Wolken nicht getraut…. Nach 40 2 Minuten Aufnahmen kam dann nach der Bearbeitungsmühle in Pixinsight das heraus:

30. April 2016: Leos Triplett

16-04-30-ED80-122s-ISO800-40-10d10b0f-pi-leoTriplet-signatur

Nebenher war ich natürlich auch mit Palantir, meinem 16″ Dobson auf Galaxienjagd. Die Objekte der Nacht waren:

Im Sternbild Löwe: Leos Triplett und nachdem ich sie schon auf den RAW-Bildern gesehen habe: NGC 3593…Leos Triplett ist eine Galaxien-Gruppe im Sternbild Löwe (Leo). Sie befinden sich in einer Entfernung von ca. 30-35 Millionen Lichtjahren Entfernung. Im Teleskop sind M65 und M66 leicht zu finden, NGC 3628 ist deutlich schwächer. Bei dunklem Himmel ist das dunkle Staubband erahnbar…

M66 / NGC 3627 Leo

Die namensgebende Galaxie der M66-Gruppe wurde am ersten März 1780 entdeckt. Messier schrieb dazu: Nebel in Leo entdeckt; sein Licht ist sehr schwach und er steht ganz nahe bei dem zuvor beschriebenen [M65]… (SEDS). INteressanterweise hat Messier die beiden Galaxien 1773 nicht entdeckt, als ein Komet zwischen de, 1. und 2. November zwischen den beiden Galaxien stand. Das helle Licht des Kometen hat wohl die schwach leuchtenden Galaxien überstrahlt. Die Balkenspirale besitzt etwas nach oben verzogene Spiralarme, die Galaxie ist wohl einer anderen zu Nahe gekommen, vielleicht sogar einer ihrer Nachbarn aus dem Triplet. Ihre Oberflächenhelligkeit beträgt 8,3m und sie hat eine Ausdehnung von 8 x 2,5 Bogenminuten. Zusammen mit den anderen Galaxien des Tripletts gehört sie wohl physikalisch zu der größeren M96-Gruppe, die sich ungefähr in der gleichen Entfernung befindet. Halton Arp nahm M66 als Arp 016 in seinen Katalog der ungewöhnlichen Galaxien auf. Das Triplett hat übrigens auch eine eigene Arp-Nummer, es ist Arp 317.

M65 / NGC 3623 Leo

Mit 9,3m ist M65 etwas schwächer als M66. Die schöne Spiralgalaxie vom Typ Sa zeigt im Telskop deutlich eine zentrale Aufhellung, eine Andeutung von Spiralarmen wird bei dunklem Himmel sichtbar. Wie auch M66 ist sie 35 Millionen Lichtjahre entfernt, ihre Ausdehnung beträgt 8 x 1,5 Bogenminuten. Im Gegensatz zu ihrem per Gravitation an sie gebundenen Nachbarn M66 ist sie eine typische Spirale ohne sichtbare Veränderungen in den Spiralarmen. Messier hatte sie zusammen mit dem Nachbarn M66 entdeckt und als „sehr schwacher Nebel ohne Sterne“ beschrieben.

NGC 3628 Leo

Schwächer und damit  deutlich schwerer sichtbar ist diese Spiralgalaxie vom Typ Sc. Anders als die anderen beiden Galaxien des Trios sehen wir NGC 3628 „edge on“ also von der Seite her. Sie ist mit einer Ausdehnung von 14.0 x 3,6 Bogenminuten deutlich größer als die beiden anderen, daher erscheint sie mit ihren 9,5m deutlich schwächer als M65 – das Licht wird auf mehr Fläche verteilt. Das Staubband der Galaxie wird zu den Rändern hin deutlich von der Schwerkraft der beiden helleren M65 und M66 verzerrt.
Entdeckt wurde NGC 3628 am 8. April 1784 von William Herschel, der sie als H V.8 notierte. Messier hätte die Galaxie mit seinem Teleskop eigentlich entdecken können, hätte bei guten Bedingungen nach ihr gesucht!

NGC 3593 Leo

Ganz in der Nähe und auf meinem Bild ganz links deutlich zu sehen liegt NGC 3593. Die kleine Spirale vom Typ Sa0 habe ich selbst noch nicht visuell beobachtet. Mit 11  m ist sie deutlich schwächer als die Triplett-Galaxien und mit neu 5 x 2 Bogenminuten deutlich kleiner. Entdeckt wurde sie 1784 von William Herschel. Besonders an NGC 3593 ist ihre hohe Sternentstehungsrate, die sie zu einer Starburstgalaxie macht. Die Sternentstehung findet dabei hauptsächlich in einem Ring um das Zentrum statt, von dem sich ein Spiralarm löst. Ebenfalls auffällig sind die Gegenläufigen Sternpopulationen. Die Masse ärmere gegenläufig rotierende Population ist etwas 1,6 Milliarden Jahre jünger als die erste Generation von Sternen. Möglicherweise sammelt die Galaxie Gas von außerhalb oder es gab eine Verbindung zweier Galaxien in der Vergangenheit. Ihre Zugehörogkeit zur M66-Gruppe ist umstritten, auch wenn sich ihre Rotverschiebungen ähneln. Wahrscheinlich liegt die kleine Galaxie (ungefähr 1/4 unserer Milchstraße) mit 17,9 Lichtjahren näher und gehört zur lokalen Gruppe und nicht zum M66-Komplex

M108 / NGC 3556 Ursa major

Bei den nicht ganz perfekten Bedingungen springt diese Galaxie trotzdem direkt ins Auge – eine diffuse Zigarre mit heller zentraler Region. Bei 128x werden diffuse Strukturen sichtbar. Müsste bei besseren Bedingungen deutlich mehr sichtbar sein…Die Galaxie mit einer Ausdehnung von 8 x 1 Bogensekunde und einer Helligkeit von 10.0m  ist von uns ca. 45 Millionen Lichtjahre entfernt. Wir sehen sie fast ganz von der Seite (edge on). Entdeckt wurde sie am 19. Februar von Pierre Méchain 3 Tage nach M97 und 7 Tage nach M 109.

M97 (Eulennebel) / NGC 3587 Ursa Major

Das nächste Objekt, gleich ums Eck bei M108 ist der Eulennebel. Messier schreibt dazu in seinem Katalog: „Nebel im großen Bären, nahe Beta (Beta Ursa majoris – dem 2. hellsten Stern im großen Bären). Er ist schwer zu sehen, berichtet M. Méchain, besonders wenn man die Mikrometerdrähte beleuchtet: Sein Licht ist schwach, ohne einen Stern. M.Mechain sah ihn das erste Mal am 16. Februar 1781. … Ganz in der Nähe hat er noch einen andreren gesehen, dessen Position aber noch nicht ermittelt wurde“. Hier meint er M108. Dieser Planetare Nebel hat eine Helligkeit von 9.9 m und ist nahe 108 nicht zu übersehen. Wie ein heller Schneeball leuchtet er im Himmel. Bei höherer Vergrößerung wurden vermeintlich Strukturen sichtbar, die der Eule entsprechen, aber müde Augen und die nicht optimalen Bedingungen könnten hier täuschen…

M109 / NGC 3992 Ursa major

Die Galaxie ist gut auffindbar und hebt sich deutlich ab. Bei längerer Betrachtung zeigen sich Ansätze von Strukturen (Wohl der zentrale Balken) – hier braucht es definitiv bessere Verhältnisse! Entdeckt wurde wie schon M108 und der Eulennebel von Pierre Mechain am 6. Mai 1783. Er hatte Ihn schon früher gesehen, am 12. Februar, konnte dabei aber die Position noch nicht endgültig ermitteln. Allerdings hat er wohl nicht NGC 3992 sondern NGC 3953 die ganz in der Nähe liegt beobachtet! So sollte man wohl NGC 3953 als M109b mit in den Katalog mit aufnehmen :-).
M109 ist eine Balkenspirale vom Typ SBc mit einer Helligkeit von 9.8m und einer Größe von 7 x 4 Bogenminuten. Sie ist ungefähr 55 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Eventuell ist M109 Teil des Ursa Major Clusters, einer großen Ansammlung von 79 Galaxien ungefähr gleicher Bewegungsmuster und Rotverschiebungen.

M101 (Feuerradgalaxie / Pinwheel) / NGC 5457 Ursa Major

Gleich mal vorweg: Diese Galaxie muss nochmal bei gescheiten Bedingungen beobachtet werden. Unter den Bedingungen erscheint sie diffus aber deutlich sichtbar, mit einem hellen, leicht zu einer Seite verschobenem Zentrum und Ansätzen von Spiralarmen – zumindest habe ich mir das eingebildet. 27 Millionen Lichtjahre war das Licht dieser schönen Spiralgalaxie zu uns unterwegs (Cepheiden Messung mit dem Hubble Weltraum Teleskop 194/95. Ihre scheinbare Ausdehnung beträgt 22.0 Bogenminuten, ihre visuelle Helligkeit 7.9 m. Sie war neben dem Dreiecksnebel eine der ersten Galaxien, bei denen eine Spiralstruktur entdeckt wurde, wie schon beim Dreiecksnebel 1851 durch William Parsons, the third Earl of Rosse.

NGC 3310 Ursa major

Die letzte Galaxie der Nacht war sozusagen Pflichtprogramm, ist sie doch Deep Sky Objekt des Monats Mai 2016  im Astrotreff…. Die Spiralgalaxie ist im Vergleich zu den anderen Objekten der Nacht winzig mit 3,1 x 2,4 Bogenminuten und einer Helligkeit von 10,6 m. Sie ist eine Starburst-Galaxie, vermutlich durch eine Kollision vor 100 Millionen Jahren. Sie ist 46 Millionen Lichtjahre weit von Planet Erde entfernt und hat einen Durchmesser von ca. 41.000 Lichtjahren. Entdeckt hat den kleinen Nebel Wilhelm Herschel am 12.April 1789.
Im 16″ war die Galaxie leicht zu finden, erschien aber dank der Verhältnisse nur als diffuser, leicht elliptischer Fleck. Mehr Strukturen waren leider nicht erkennbar.

Zum Abschluss noch ein kurzer Schwenk auf M57 den Ringnebel und M4 im Skorpion, dann spitzte auch schon der aufgehende Halbmond hinter den Bäumen hervor und beendete so wie geplant diese Beobachtungsnacht.

 

Quellen: SEDS, Wikipedia…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert