Eine Nacht auf der Postalm

Ein neuer Beobachtungsplatz ist immer spannend. Dieser Tipp kam von Adam von sternenhimmel-fotografieren.de. Die Postalm ist Österreichs größtes zusammenhängendes Almgebiet und findet sich im Salzkammergut zwischen Strobl am Wolfgangsee und Abtenau im Lammertal auf 1200-1600m. Das also sollte für die Sommertour im August mein Ziel sein!

Also Sternwartengeraffelbeweger vollgestopft mit allem, was man das so braucht und ab auf die Autobahn Richtung Salzburg, die sich sogar mal von ihrer besten Seite zeigte. Trotzdem dämmerte es schon, als der Wolfgangsee vor mir lag…

Dann also weiter durch Strobl und die kleine Mautstraße hinauf zur Postalm. Oben am Parkplatz angekommen, begrüßt Gemuhe und Geläute der Kühe den Sternegucker, eine Geräuschkulisse, die die ganze Nacht hindurch das Erlebnis Sternenhimmel begleiten sollte – ein echtes Almerlebnis also :-).

Schon während des Aufbaus durfte die 6d fleißig vor sich hin rattern. Raus kam diese schöne Aufnahme vom Zentrum der Milchstraße über der Postalm.

Canon EOS 5D Mark IV Sigma 50mm 1.4 ART @F/2,0 ISO 800 11x 120 s + 1x 550s

Standardobjekte zum Genießen

Die ersten visuellen Objekte dieser Nacht waren alte Bekannte, aber unter gutem Himmel – das SQM-L zeigte 21,50 mag/arcs² – sind sie immer wieder schön anzusehen. Los ging es mal wieder mit M 31, dem Andromeda-Nebel und unserer großen Nachbargalaxie.
Es folgte Mirachs Geist, eine kleine Galaxie in der Nähe des hellen Sterns Mirach (beta-Andromedae). NGC 404 ist eine linsenförmige Galaxie ungefähr 10 Millionen Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser von ca. 10.000 Lichtjahren. Sie ist also eine vergleichsweise kleine Galaxie aber unter gutem Himmel als kleiner Nebelfleck neben dem hellen Mirach immer wieder ein schöner Anblick!
Als dritter in der Reihe folgte M 33, der Dreiecksnebel, eine große Galaxie im Sternbild Triangulum.

In der Zwischenzeit hatte natürlich auch die Kamera schon ein Objekt eingefangen, mein erstes Hochauflösendes Bild vom M 31:

M 31 - der Andromedanebel

ImagingStar 130/650 Apo + Astronomik CLS + Canon EOS 60da
3x 15x 240sek @ISO 800, Stacking & Stretch: Pixinsight, PP: Lightroom/Luminar

Von durchlöcherten Clustern und Nebelfleckchen

Begleitet vom Schnauben der Almkühe und dem sanften Geläut ihrer Glocken ging es weiter auf Jagd nach neuen Deep Sky Objekten:

NGC 6811 The Hole in a Cluster (OC/CYG)

Im Sternbild Schwan findet sich dieser offene Sternhaufen, der scheinbar ein Loch hat. Am besten beobachtet man ihn mit geringer Vergrößerung, um so auffallender ist das Loch. Entdeckt wurde der Sternhaufen auch in einer Sommernacht (29. August) vor 189 Jahren von John Herschel. Er hat einen Durchmesser von ca. 15 Lichtjahren (der Sternhaufen, nicht Herschel 🙂 ) , ist ungefähr 4000 Lichtjahre von uns entfernt und sein Alter wird auf 700 Millionen Jahre geschätzt.

NGC 736 (GAL/TRI)

Eine kleiner Nebelfleck im Sternbild Dreieck, 185 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Sie ist nicht besonders aufregend im Okular, aber es muss ja nicht immer das Besondere sein. In der Nähe der am 12. September 1784 von Wilhelm Herschel entdeckten Galaxie finden sich noch mehr Galaxien: NGC 733, 738 und 740.

ARP 166 / NGC 750-751 (GAL/TRI)

Nummer 166 aus Halton Arps Atlas of Peculiar Galaxies und eines meiner ersten erfolgreich „erlegten“ ARP-Objekte überhaupt. Das kleine Galaxienpaar NGC 750/751 beeinflusst sich gegenseitig. Im Okular zeigt sich ein kleines Nebelfleckchen mit 2 leicht aufgehellten Zentren. Das Licht der beiden Galaxien hat dabei über 300 Millionen Lichtjahre zurückgelegt.

A Study in blue :

die Sieben Schwestern

In der Zwischenzeit ist wieder ein Bild aus der Kamera gepurzelt – wenn es doch nur so einfach wäre 🙂 . Diesmal durchaus ungewöhnlich für den Spätsommer sind es die Sieben Schwestern, die Pleiaden (M 45)

ImagingStar 130/650 Apo + Canon EOS 60Da
12 x 300s @ ISO 800, Stacking/Process: Pixinsight, PP: Lightroom/Phoshop

und noch ein Paar Faint Fuzzies:

NGC 890 (GAL/TRI)

Noch eine kleine Galaxie im Dreieck stand jetzt auf dem „Speiseplan“: NGC 890 ist eine elliptische Galaxie, mit einem Durchmesser von 130.000 Lichtjahren fast so groß wie unsere Heimat, die Milchstraße. 183 Millionen Lichtjahre hat ihr Licht auf dem Weg zu uns zurückgelegt. Zum ersten Mal wurde sie am 13. September 1784 von Wilhelm Herschel im Teleskop beobachtet.

NGC 987 (GAL/TRI)

Im Okular ein kleines Nebelfleckchen, so zeigt sich diese Starburstgalaxie dem Hobbyastronomen. Als Starburstgalaxie werden Milchstraßensysteme bezeichnet, in den eine extrem beschleunigte Sternentstehung stattfindet. 195 Millionen Lichtjahre weit blickt man, wenn man diese Galaxie im Okular findet. Sie wurde einen Tag vor NGC 890 von Herschel entdeckt.

NGC 925 (GAL/TRI)

Diese Balkenspiralgalaxie zeigt im Okular im Ansatz ihre Spiralstruktur. Sie ist sozusagen die kleine Version von M 33. Mit 50 Milliarden Sonnenmassen und einem Durchmesser von 100.000 Lichtjahren ist sie ein stattlicher Vertreter der Galaxienfamilie. 30 Millionen Jahre war ihr Licht zu uns unterwegs, ein Wert der für diese Galaxie durch das Weltraumteleskop Hubble sehr genau bestimmt wurde: Immerhin 80 Cepheiden-Variable hat Hubble in der Galaxie vermessen, die Entfernungsangabe dürfte also viel genauer und zuverlässiger sein, als bei anderen Galaxien.

Auch dieser kurze Zeitraffer der Milchstraße ist in dieser Nacht entstanden – bitte unbedingt mit höchst möglicher Auflösung anschauen!

Der Morgen danach

Langsam wurde der Himmel blasser und ich habe es mir auf meiner Liege bequem gemacht und ein paar Stündchen geschlafen. Aufgewacht bin ich kurz vor Sonnenaufgang mit einem letztem Blick zu den Sternen: Orion der Himmelsjäger steigt empor und kündet vom nahenden Herbst.

Dann ging es langsam wieder hinunter Richtung Wolfgangsee…

Die Fahrt ging weiter nach Süden, mit einer kurzen Pause am Halstätter See (inklusive einer kurzen Runde Schwimmen im klaren Wasser zum munter werden).

Gestärkt und erfrischt machte ich mich jetzt auf den Heimweg, der dann aber deutlich länger dauern sollte, als geplant: Ab Hallein gab es nur noch Stau und so brauchte ich sagenhafte 6 Stunden für die 200 km (Pausen nicht mit eingerechnet) bis nach Hause.

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