Dobson Tuning am Explore Scientific 16″ Ultral Light Dobson

astrokurs-1Das derzeitige Arbeitspferd der Sternwarte im visuellen Bereich ist der 2014 erworbene 16″ (406mm) Ultra-Light Dobson der Firma Explore Scientific.
Mit seinen ca. 35kg ist er sicher nicht Ultraleicht, aber trotzdem für den Preis ein sehr gutes Gerät. Die Optik braucht sich sicher nicht zu verstecken, wie auch der Vergleich mit anderen Geräten auf dem BTM bzw ITV zeigte.
Mechanisch ist der Dobson im Grunde absolut in Ordnung, ein bisschen Dobson Tuning war aber nötig bzw. scheinen mir sinnvoll:

  1. Fehlerhafte Mittenmarkierung:
    Dieses „Feature“ kommt hoffentlich nicht oft vor, wenn doch wäre es schön von ES, die Mittenmarkierung ganz wegzulassen. Der papierne Lochverstärker saß bei mir nämlich ganze 5mm von der Achse entfernt – ein Laser-Kollimation funktioniert so natürlich nicht.
    Also wurde der Spiegel in Wasser mit etwas Spülmittel eingeweicht und dann vorsichtig die Markierung mit dem Fingernagel kratzfrei entfernt. Die Kleberreste ließen sich ganz gut mit Isopropanol 90% entfernen. Nach der üblichen Trocknung habe ich mittels einer am PC erstellten 1:1 Schablone korrekte Mitte auf dem Spiegel markiert und einen neuen Lochverstärker aufgeklebt.
  2. Lockere Stangenenden (wohl nur bei der ersten Serie)
    Das 2. gravierende Problem sind die lockeren Stangenenden. Damit war im Auslieferungszustand eine korrekte dauerhafte Kollimation nicht möglich.
    Abhilfe schafft das Einkleben der Hülsen an den Stangenenden mit 2 Komponenten-Epoxy-Metall-Kleber. Seitdem wackelt nichts mehr und der Punkt des Kollimationslaser steht wie festgeklebt sowohl im Zenit, also auch in Horizontstellung.
  3. Stangen:
    Gitterrohrstangen mit Schrumpfschlauch

    Gitterrohrstangen mit Schrumpfschlauch

    Die Stangen leiden sehr schnell unter dem Transport und werden unansehnlich. Außerdem werden sie sehr kalt und sind nicht mehr gut anfassbar. Beide Probleme lassen sich kostengünstig dauerhaft beheben, in dem man die Stangen mit passendem Schrumpfschlauch überzieht. Das matte Schwarz der Schrumpfschläuche verhindert Reflexe und selbst in einer eiskalten Winternacht greifen sich die Stangen angenehm an. Passenden Schrumpfschlauch bekommt man als Endlosrolle bei Ebay. Dann einfach auf Länge schneiden und mit einem Heißluftfön langsam und gleichmäßig von oben nach unten schrumpfen lassen. Fertig!

  4. Hutdrehung:
    Der Hut ist eigentlich gut konstruiert: sehr steif, robust und nicht zu schwer. Das der Auszug auf rechten Seite ist, man den Dobson also nachziehen muss, statt zu schubsen, stört mich dabei nicht, das ich Links-Spechtler bin ist das für mich Ideal. Dass er aber im 90° zur Seite montiert ist, hat zur Folge, dass man bei horizontnaher Beobachtung (v.a. bei den schönen Nebeln im Schützen) mehr liegt als sitzt. Daher habe ich den Hut auf 45° umgebaut. Hierzu müssen 8 neue 4mm Löcher gebohrt werden. Im nachhinein würde ich empfehlen, statt 45° nur 30° oder 25° zu drehen, denn der Einblick ist jetzt im Zenit etwas hoch.
  5. Sucher:
    ES 16" Dobson: Telradsucher

    Telrad-Sucher

    Der mitgelieferte Sucher – was soll ich dazu sagen, am besten ES spart sich diesen Wackeldackel und man kauft sich einen ordentlichen Finder, nämlich den Telrad-Finder :-). Aber wie montieren? Die Sucherplatte des Dobson ist zu kurz für die Telradbasis, die würde da komisch darüber hinausreichen. Die Kleinkramkiste barg aber in ihren endlosen tiefen noch einen Standardsucherschuh und einen Sucherfuß. Diesen habe ich einfach mit 2 Schrauben an die Unterseite des Telrads verschraubt, die Basis passt perfekt auf die unter dem originalen ES-Sucherschuh verborgenen Bohrungen. Der Telrad kommt so etwas höher, was den Einblick noch zusätzlich erleichtert.

  6. Nachführgriff:
    ES 16" Dobson: Nachführgriff

    Nachführgriff

    Sind die Höhenräder in der oberen Position montiert, ist der Dobson auch mit schweren Okularen, dem Telrad und Koma-Korrektor perfekt in der Balance. Aber noch mehr Zusatzgewicht darf an den Hut nicht ran. Also musste für den Griff eine leichte Konstruktion her. Der verwendete Griff stammt für 3 € von Ebay (das war eigentlich ein Ersatz-Knauf für den Kupplungshebel von alten Traktoren 🙂 ). Auf Abstand wird er durch ein kurzes Stück Alurohr gehalten, dass von meinem Dobson-Selbstbau übrig geblieben ist. Fertig ist der Nachführgriff. Auf dem Bild ist übrigens noch der schwere Edelstahl-Kugelgriff zu sehen, der jetzige ist aus schwarzem Kunstoff – ist bei Kälte auch ein Vorteil!

  7.  Bessere Belüftung für die Spiegelbox bei der Lagerung
    Die Spiegelbox mit ihren Hartschaumeinlagen gefällt mir eigentlich ganz gut. Gleich beim Kauf habe ich den Würfel geteilt, sodass man den oberen Teil mit den Fächern herausnehmen kann, der untere Teil kann dann während der Montage der Stangen als Schutz für den Spiegel in der Spiegelbox verbleiben. Das ist eigentlich praktisch, hat aber einen Nachteil: Der Schaumstoff liegt sehr eng am Spiegel an. Nach einer feuchten Nacht sammelt sich die Feuchtigkeit und kann trotz der großen Öffnung auf der Unterseite nicht wirklich entweichen. Folge ist ein matter Belag auf dem Spiegel. Der nur mit einer kompletten Spiegelreinigung mit Isopropanol zu beseitigen ist. Ich habe also im ersten Jahr den Spiegel öfter gereinigt, als bei meinen anderen Teleskopen in 10 Jahren und das kann so nicht weitergehen, sonst leidet die Verspiegelung.
    Die Lösung ist ganz einfach: Statt der unteren Hälfte des Schaumstoffs habe ich eine dünne Buche Multiplex-Platte so zugeschnitten, dass sie vorne auf den Ventilatoren und hinten auf den Schrauben der Spiegelverstellung aufliegt und nicht hin und her rutschen kann. Die Platte „schwebt“ also ca. 5 cm über dem Spiegel, hält im aufgeräumten Zustand den oberen Teil des Schaumstoff in der gleichen Position wie ursprünglich und dient als Schutz des Hauptspiegels während der Montage von Stangen und Hut. Die Platte wurde dabei extra nicht versiegelt (weder lasiert, noch lackiert), damit sie gut Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben kann. Das funktioniert wunderbar und seitdem war auch keine Spiegelwaschung mehr nötig!

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