NGC 6995: Knochenhand als „Fingerübung“

Astronomische Bildbearbeitung ist eine Wissenschaft für sich. Aus den verrauschten, blassen RAW-Bildern der Kamera sollen alle Daten bestmöglich herausgeholt werden ohne Informationen zu verlieren und v.a. ohne etwas zu erfinden was gar nicht da. Und dann soll das Ganze auch noch gut aussehen :-). Da kommt so eine kleine Bearbeitungsübung gerade recht: Andreas Eder, ein Astrokollege aus Facebook hat diese Aufnahme von NGC 6995, der Knochenhand (Teil des Cirrusnebels) fotografiert. Nach dem Überlagern der Einzelbilder kam dabei folgender Stack heraus:

Image05

Der Stack wurde mit einer Canon 350da aufgenommen, die Optik war ein TS INED70 auf einer EQ3, geguidet mit dem MGEN. Außerdem wurde der Idas-Filter zur Lichtverschutzungsunterdrückung benutzt. Die Aufnahme wurde mit ISO 800 für 14×240 Sekunden, Dark und Bias wurden ebenfalls verwurschtelt. Der Stack selbst ist schön durchbelichtet, das Histogramm steht fast mittig, bei 100% sind die Sterne etwas aufgebläht – alles in allem ein guter Stack – etwas mehr Belichtungszeit schaden selbstverständlich nie 🙂

Bis hierher hat also Andreas sehr gute Arbeit geleistet, mal schauen, was sich da so rauskitzeln lässt:
PIXINSIGHT:
In Pixinsight habe ich zuerst mit LINEAR FIT die drei Farbkanäle auf den roten Farbkanal kalibriert. Dann habe ich mit dem AutomaticBackgroundExtractor den Hintergrund begradigt. Das geht mit der manuellen Variante sicher genauer und besser, dazu war ich aber zu faul 🙂
Der nächste Schritt ist dann das Entrauschen. Hierzu wird der Luminanzkanal des Bildes extrahiert, mit HistogrammTransformation der Kontrast hochgezogen und daraus wird die Maske für den Hintergrund. Mit ACDNR wurde dann Luminanz als auch Chrominanzrauschen reduziert, ziemlich aggressiv, aber eben nur im Hintergrund. Dann habe ich die Maske umgedreht und schon mal vorsichtig mittel Dekonvolution geschärft, allerdings noch nicht viel. Dann wurde die Maske gelöscht.
Mit Histogrammtransformation wird dann das Bild hochgezogen, mit SCNR der Grünstich entfernt, mit CurvesTransformation leicht die Sättigung erhöht und mit der vorhandenen Maske und TGVDenoise nochmal entrauscht.
Dann wurde eine Sternmaske erstellt, mittels MorphologicalTransform die Sterne etwas verkleinert, mittels CurvesTransformation die Sternfarben hochgezogen und nochmals die Sterne mit Dekonvolution geschärft.
Dann noch mal den Nebel mit der ursprünglichen Maske und Dekonvolution geschärft und ebenfalls die Farbe mit CurvesTransformation leicht hochgezogen. Soweit die Schritte in PixINsight – sofern ich nichts vergessen habe….

Eder-Pixinsight

PHOTOSHOP CC:
In Photoshop wurde das Bild (Tiff) geladen, die Ebene dupliziert, und im Duplikat mittels StarRemove -Action die Sterne entfernt (Das geht auch in mehreren Schritten mit dem „Staub und Kratzer-Filter, ist aber umständlicher. 🙂 ) Mit Gradationskurven wurde dann der Kontrast im Nebel erhöht, mittels einer neuen Ebene und dem Hochpassfilter im Einkopiermodus „Weiches Licht“ nochmals geschärft und dann als ganzes im Einkopiermodus „Ineinanderkopieren“ und einer Deckkraft von 39% über das Pixinsight Bild gelegt um den Nebel noch etwas aus den Sternen hervorzuholen. Das ist das Endergebnis – sicher noch nicht perfekt, aber doch ganz ansehnlich 🙂

eder02

Vielen Dank an Andreas Eder für das Überlassen seiner Aufnahme! Wer mehr von Ihm sehen will, der findet seine Arbeiten auf seiner Homepage oder bei Facebook!

Ein Kommentar:

  1. Sehr gut beschrieben und schön bearbeitet Stefan. Stell dir gerne wieder mal ein Stack zur Verfügung.

    Gruß Andreas

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert