Manch ein Ausflug zu den Sternen beginnt schon am frühen Morgen, diesmal zur Abholung meines Astro-Azubis Richard M. nach vom Flughafen München. Auf dem Weg, da ich zu früh unterwegs war, gab es noch die Zeit, am Ammersee kurz Halt zu machen und die Morgenstimmung am See zu fotografieren.
Dort am Echinger Bootshaus reifte dann die Entscheidung, am Abend nicht mit großem Equipment loszuziehen, sondern mal wieder die kurzen Nächte zu nutzen, um auf Milchstraßenjagd zu gehen. Eines meiner schönsten Milchstraßenfotos ist hier entstanden, das war 2016:
Nachdem also mein aus Toronto angereister Astro-Azubi wohlbehalten zu Hause abgesetzt wurde, blieb nur noch eine Frage: Wohin am Abend? Wo findet sich eine gute Kulisse, wo ich noch nicht war (und was nicht stundenlange Fahrten benötigt). Mal an den Barmsee oder nochmal zum Sylvensteinspeicher? Oder doch an den Balkon von Oberbayern bei Reichling? Erst kurz vor Abfahrt um 23:30 Uhr viel mir dann ein, dass da ja noch eine unerledigte Angelegenheit wartet: Kollege Hans H. hatte ja die Idee mit dem Eibsee, da wollten wir ja eigentlich mal zusammen hin. Vielleicht wäre das ja was für heute Nacht?
Also kurz Satellitenbilder gecheckt und natürlich auch die Webcams vor Ort (da kann man an der Zugspitze ja aus dem Vollen Schöpfen) und das sprach für perfekte Bedingungen: keine Wolken zwischen München und Venedig! Also Fahrradanhänger an den Sternwartengeraffelbeweger montiert, Radl aufgesattelt, Astrohund eingepackt und los gings Richtung Grainau!
Der erste Schreck kam dann kurz hinter Peiting: da zeigte der Navi plötzlich Ankunftszeit 2:15 Uhr, also nach Ende der dunklen Nacht! Kein Wunder, wollte er mich doch über Füssen und den Plansee, also praktisch von hinten ans Ziel führen. Grund: eine Sperrung der B23 zwischen Garmisch und Grainau. Also rechts ran, Internet durchsuchen. Klarheit brachte das auch nicht. Also auf gut Glück erst mal weiter.
Um Punkt 0.45 Uhr stand ich dann doch am Parkplatz des Bahnhofs Eibsee der Zugspitzbahn. Von Straßensperre keine Spur! Dafür waren da plötzlich Wolken, viele Wolken…. (fotografiert habe ich diese Wolkensuppe vor Schreck nicht, daher das Webcambild vom Eibseehotel…)
Was tun, sprach Zeus? Erstmal den Frust runterschlucken, eine Runde mit dem Astro-Hunde drehen und abwarten. Besser wurde es aber nicht, von osten kam immer mehr von dem "piep" Wolken-Gesocks. Trübsal blasen hilft auch nicht und man kann ja zumindest mal die Örtlichkeit erkunden, als Radl in Betrieb gesetzt und los gings Richtung Eibsee-Rundweg. 20 Minuten später war das Radl im Gebüsch versteckt und ich habe mich an den Abstieg zu der kleinen Bucht gemacht, die laut Maps am besten für das Foto geeignet war.
Dort habe ich erst mal eine Gruppe Jugendlicher aufgescheucht, die dort wohl nicht ganz legal Ihr Lager aufgeschlagen haben und ausgiebig und feucht fröhlich feierten. Der Panik nach zu urteilen, hielten Sie mich wohl für eine Art Naturparkranger, der Ihr nächtliches Gelage beenden wollte!
Der Platz ist super, blieben nur noch die besch***** Wolken:
Doch da glomm ein Hoffnungsschimmer, von Westen wurden die Wolken weniger und immer mehr Sterne spitzten zwischen Lücken hervor. Und schließlich verschwanden sie gegen 2:00 Uhr ganz. Jetzt war es zwar nicht mehr ganz dunkel - wir sind immerhin in den weißen Nächten - aber die beiden Fotos sind trotzdem ganz gut geworden:
Fotodaten: Canon EOS R5 + RF 15-35mm
Vordergrund: 1x 60s + 1x 120s ISO 3600 F/3,2 @15mm - Milchstraße: 25x 13s ISO 6400 F/2.8 @15mm
Stacking, Stretching, Color: Pixinsight, Combination und Postproduktion: Photoshop CC 2022
Fotodaten: Canon EOS R5 + RF 15-35mm
Vordergrund: 1x 120s ISO 3600 F/2,8 @15mm - Milchstraße: 30x 13s ISO 3200 F/2.8 @15mm
Stacking, Stretching, Color: Pixinsight, Combination und Postproduktion: Photoshop CC 2022
Das rote Licht im Bild links ist die Sicherheitsbeleuchtung der einzigen Seilbahnstütze der neuen Eibseeseilbahn. Auch die Gipfelstation ist hell erleuchtet. Außerdem sind da wohl tatsächlich einige Bergsteiger in der Nähe der Wiener-Neustädter-Hütte unterwegs (der kleine helle Strich ungefähr in der Mitte der Zugspitze)
So langsam wurde die Dämmerung immer deutlicher und auch meine feiernden Nachbarn wurden langsam vom Alkohol in die Schlafsäcke gezwungen. Zeit auch für mich, an den Rückweg zu denken.
Die Rückfahrt mit dem Radl wurde dann zum Kröten-Slalom (leider mögen die Kerlchen wohl kein Licht oder sind einfach nur Fotoscheu 🙂 ).
Auf der Heimfahrt - nach einem halbstündigen Gassigang mit dem Astrohund kreuz und quer über den Parkplatz der Zugspitzbahn (das müssen ja wirklich tolle Gerüche sein!) - ging es dann auf die Heimreise durch den neuen Tunnel bei Oberau. Am Tunnelportal erwartete mich dann die nächste Überraschung: Bei klarem Himmel gings in den Tunnel, raus kam ich bei Starkregen!
Auf Höhe Ammersee war dann der Spuk wieder vorbei und so hörte der Tag dort auf, wo er begonnen hatte, bei Sonnenaufgang am Ammersee, diesmal aber am Yachthafen von St. Alban bei Dießen: